Projekt 13

Die farblichen und baulichen Umgestaltungspläne des Eigentümers beim Hejduk-Tower in der Südlichen Friedrichstadt hat die Debatte zum Schutz der IBA ´87-Bauten ins Rollen gebracht (Fotos: Jan Kickinger)
Hejduk-Tower in der Südlichen Friedrichstadt (Foto: Jan Kickinger)

Projekttitel

„IBA-Baukultur“
Untersuchung, Entwicklung und Darstellung von Instrumenten zum Schutz des Baukulturerbes der IBA ’87 in der südlichen Friedrichstadt außerhalb des Denkmalschutzes


_Durchführung
Susann Liepe unter Federführung von UrbanExpert
_Auftraggeber & Ansprechpartner
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt,
Werkstatt – Baukultur Kommunikation,
Oberste Denkmalschutzbehörde,
Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin;
Ansprechpartner: Dr. Dagmar Tille, Tel.: 030.214 03 195
_Projektzeitraum und -gebiet
2010 – 2012, Standorte der Internationalen Bauausstellung von 1987 in Berlin,
Schwerpunkt: Südliche Friedrichstadt
_Projektziele
Die Untersuchung sollte einen zusammenfassenden, schematischen Überblick über die IBA ’87 Projekte und deren baukulturellen Wert sowie einen Überblick über potenzielle Instrumente zur Sicherung der Baukulturprojekte geben.

Folgende Fragestellungen standen bei der Bearbeitung der Studie im Vordergrund:
_Welche Typen von Projekten wurden an den sechs IBA ’87 Standorten zur Realisierung der IBA Leitgedanken und Demonstrationsziele von 1987 entwickelt?
_Welchen architekturtheoretischen (Post-/Moderne) und städtebaulichen Leitlinien (behutsame Stadterneuerung) sind sie verpflichtet?
_Welche Baukultur hat die IBA ’87 hervorgebracht?
_Welche Projekte präsentieren in einer besonderen Art und Weise die IBA ’87 Baukultur?
_Welche Instrumente („harte“ und „weiche“) könnten zur Sicherung der IBA ’87 Baukultur herangezogen werden?

_Leistungen
Ausarbeitung von baukulturellen Merkmalen, Bestandsaufnahme zum Zustand, Kommunikationskonzept zur Sensibilisierung der Akteure hinsichtlich der Sicherung und Pflege der Gebäude der IBA ´87:
_Auswertung von Print- und Onlinematerialien
_Gespräche mit Vertretern der Bezirksverwaltungen, in denen sich die sechs IBA ’87 Standorte befinden
_Einordnung der Projekte in Städtebau sowie Funktions- und Nutzungstypen
_Recherche von Leitlinien und Demonstrationszielen
_Auswahl potenzieller Projekte, die die IBA ’87 Baukultur gut repräsentieren
_Ableitung schutzwürdiger Aspekte der IBA ’87 Baukultur
_Zusammenstellung und Abschätzung der Eignung von Instrumenten zur Sicherung der IBA Baukultur

_Ergebnisse & Erkenntnisse
Die IBA ´87 hat in der südlichen Friedrichstadt auch für heutige Standards bemerkenswerte Baukultur hervorgebracht. Die in ihrem Gesamtumfang selten wahrgenommenen IBA ´87‐Projekte bezeugen bei genauerer Betrachtung, wie variantenreich die Leitlinie der kritischen Rekonstruktion (IBA Neubau) umgesetzt wurde. Öffentliche, halböffentliche sowie private Räume wurden innerhalb der IBA‐Projekte differenziert und mit einem vielfältigen Nutzungsangebot für die Anwohner entwickelt. Ziele wie die Einwohneranzahl von 18.000, die Ansiedlung von Einrichtungen überörtlicher Bedeutung sowie von Handwerks‐, Handels‐ und Dienstleistungsbetriebe in den Erdgeschosszonen wurden erreicht. Die städtebaulichen Zielstellungen der IBA ´87 werden fortgeführt und finden sich in aktuellen Planungen wieder.

Die Gebäudehüllen sowie die Frei‐ und Übergangsräume der IBA-Projekte sind mehrheitlich in gutem baulichen Zustand, ein akuter Sanierungs‐ und Modernisierungsbedarf liegt nur vereinzelt vor. Die Gebäude stellen nach heutigem Standard einen befriedigenden Energieverbrauchsstandard dar. Durch die innerstädtische Lage, den Wegfall der Anschlussförderung bei vielen Sozialwohnungen und Befreiung von der Belegungsbindung steigen zum einen die Mieten, zum anderen werden Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt. Dadurch kommen zunehmend einkommensstärkere Haushalte in die südliche Friedrichstadt. Diese haben häufig höhere (gestalterische) Anforderungen an Wohnraum und Wohnumfeld, was zum Erhalt der baukulturellen Qualitäten der IBA‐Projekte beitragen kann . Die steigenden Mieten bergen gleichzeitig die Chance, den finanziellen Spielraum für die baukulturkonforme Instandsetzung und Modernisierung der IBA‐Projekte zu erhöhen. Der Zuzug einkommensstärkerer Haushalte kann auch zu einer verbesserten sozialen Mischung, aber auch zu einer Verdrängung sozial schwacher Bevölkerungsgruppen führen.

Seit 2008 haben rund ¼ der Gebäude den Besitzer gewechselt. Dadurch sind zum Teil heterogene Eigentümerstrukturen über gestalterisch zusammenhängende IBA‐Projekte entstanden. So entsteht die Gefahr, dass bei Sanierungen das einheitliche Erscheinungsbild nicht aufrecht erhalten wird. Die Identifikation mit den IBA Vorhaben und das Bewusstsein um deren Qualitäten sowie der Einsatz für deren Erhalt nimmt bei den Mietern in den IBA‐Projekten deutlich ab, wenn es sich um Mieter handelt, die nach 1990, also nach dem Abschluss der IBA, eingezogen sind. Die farbliche Gestaltung der Fassade wird von etwa nur 1/3 der befragten Eigentümer als erhaltenswert eingestuft; die Erhaltung der Fensteröffnungen und ‐gliederung von nur 2/5 und die Hof‐ und Freiflächengestaltung von nur 50%. Hier besteht die Gefahr des unsachgemäßen Umgangs bei zukünftigen Instandsetzungs‐ und Modernisierungsmaßnahmen, da viele Instandsetzungs‐ und Modernisierungsmaßnahmen nach der Berliner Bauordnung nicht genehmigungspflichtig sind.

Zum Schutz der IBA‐Bauten sollten daher Maßnahmen zur:
_Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung umgesetzt werden, aber auch
_Ge‐ und Verbote (z.B. Gestaltungssatzungen) sowie
_ökonomischer Anreize (z.B. Bonus‐Systeme), mittelfristig bis langfristig nicht außer Acht gelassen werden.

_Weiterführende Informationen
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
Werkstatt
Baukultur Kommunikation Oberste Denkmalschutzbehörde: Wissenschaftliche Studie IBA ´87 in Berlin, Berlin 2010
www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/baukultur/iba/download/IBA87_Endbericht_Karte.pdf

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
Werkstatt
Baukultur Kommunikation Oberste Denkmalschutzbehörde: Sicherung des Baukulturerbes der
IBA ’87 in der südlichen Friedrichstadt, Berlin 2012
www.stadtentwicklung.berlin.de/staedtebau/baukultur/iba/download/IBA87_Endbericht_ohne_Anlage.pdf
_Fotos & Beschreibungen

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_Projektsteckbrief
Laden Sie hier den Steckbrief zum Projekt IBA-Baukultur herunter.
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